„Ich verbinde mit Glauben, mit Gott eher ne Hoffnung…

Ein Gespräch mit Konfirmandinnen und Konfirmanden

Sicher sehen das nicht alle Konfirmandinnen und Konfirmanden so. Und DER Gott ist auch nach der einjährigen Konfirmandenzeit und nach 25 Pflicht-Gottesdiensten -  „ man musste schon Lust drauf haben“ -,  etwas nicht Fassbares geblieben.  Und dennoch scheinen die Stunden in der Erlöserkirche und die Auseinandersetzung mit Bibel, Glaube, Kirche und den beiden PfarrerInnen Spuren hinterlassen zu haben…

An einem ungemütlichen und regnerischen Dienstagnachmittag im April, der 5. Stunde vor der Konfirmation, beginnt der Countdown: Pfarrer Jörg Geyer verkündet den Jugendlichen, welches Thema sie während des Konfirmationsgottesdienst begleiten wird: Ein Boot.

Ein Boot? Schon mal gut, das kann man ausmalen, alle bekommen eine Skizze. Aber man könnte ja auch darüber nachdenken, darüber reden und schließlich für die Konfirmation etwas daraus machen. Pfarrer Geyer gibt Anregungen:  „Wo sitzt die Menschheit noch oder gerade nicht in einem Boot? Wen setzen wir in das Boot hinein? Die Bootsgemeinschaft um Jesus Christus schließt ja niemanden aus“, sagt er. Wie kann man daraus einen Gottesdienst formen, der alle einlädt, die Konfis, ihre Familien und Freunde?

Ein paar Ideen kommen spontan:  „Wir sitzen doch alle in einem Boot, in Deutschland und in Europa. Wir haben in der Schule eine Lektüre gelesen, da ist ein Atomkraftwerk explodiert…Panik, alle saßen mit im Boot, die Angst um ihr Leben hatten.“  Kann das hier passieren? Natürlich, wo das nächste Atomkraftwerk steht, ist den Konfis klar, „und wenn da was passiert, das kann uns alle treffen!“  
Überhaupt: Gemeinsam in einem Boot zu  sitzen, das ist genau das, was die Konfigruppen in diesem Jahr selbst erlebt haben. Die meisten kannten sich nicht untereinander, manche fühlten sich anfangs sehr unbehaglich. Nachmittags, nach vielen Stunden Schule nochmal auf den Stühlen in einer Kirche kleben zu müssen, zuhören zu müssen, nicht unbedingt begeistert von der Thematik und dann noch unter Leuten, die einem fremd sind… uncool!

Was Sylvia Pleger (damals noch Pfarrerin an der Johanneskirche und Friedenskirche) und Jörg Geyer (Pfarrer an der Erlöserkirche) natürlich klar ist - und natürlich nicht neu. Jedes Jahr nehmen sie die Herausforderung an, Gemeinschaften zu formen, Jugendliche für etwas zu begeistern, das auf der Hit-Liste nicht wirklich oben steht. Oder wenigstens dafür zu interessieren.  Oder wenigstens zum Dabeibleiben zu bringen.

Machen wir uns nichts vor: Es ist so und es ist keine leichte Aufgabe! Dabei haben die beiden Seelsorger sehr viel Verständnis, sie wissen, wieviel Druck auf den Kindern lastet. Aber sie erleben auch immer wieder, wie fremd in vielen Familien Kirche und alles was damit zusammen hängt, geworden ist. Was es wiederum den Konfirmandinnen und Konfirmanden nicht leichter macht…

Zurück zum Boot: Ein „Maler“ kritzelt versunken vor sich hin, die übrigen zerbrechen sich (mehr oder weniger) den Kopf. Da war doch was: Die Arche Noah! „Wir könnten darstellen, wie wir als die Arche in Europa sind und Flüchtlinge aus allen Nationalitäten oder Religionen aufnehmen, die aus Kriegs-Regionen kommen!“, schlagen sie vor. Pfarrer Geyer findet das sehr spannend: „Die Arche im Sinne von Geborgenheit?!“  Toll, die Idee wird auf einer Flip-Chart-Seite festgehalten.

 


Doch auch die Kehrseite kommt auf den Tisch:  Wir nehmen zwar Flüchtlinge auf,  „aber wir schicken ja auch Waffen in die Kriegsgebiete und dann sitzen wir genauso mit denen in einem Boot, die da als Soldaten an der Front stehen“.  Das ist weise, der Pfarrer ist beeindruckt.
Rückblickend sind die Konfirmandinnen und Konfirmanden jedoch schon zu einer einge- schworenen Bootsmanschaft geworden:  Auf ihrer Fahrt!  Die 5tätige Reise „Auf Luthers Spuren“  war „voll cool“,  das Highlight schlechthin! Abgesehen von der abenteuerlichen Busfahrt, den schönen, interessanten Orten, die sie besichtigt haben, darunter die St.Petri-Pauli-Kirche in Eisleben („Die war so riesig und total hell!“), sind sie in dieser Zeit zusammen gewachsen:  Da war „viel mehr Gemeinschaft!“  „Man hat sich viel besser kennengelernt, viel mehr Freundschaften geschlossen!“  „Man bekommt die Sachen erzählt, wenn man in einem Museum ist oder durch die Kirche läuft, da sieht man die Sachen auch!“  „Hier ist mehr Theorie, da war auch Praxis und hier sind wir auch in zwei Gruppen und da waren wir eine Gruppe.“  

 


Die Traurigkeit, diese Gemeinschaft nach der Konfirmation wieder zu verlieren, ist bei vielen groß! Sie sind sich alle einig: Der Teamgeist war einfach toll!  Und „da hat man auch Aufgaben bekommen, die wirklich Spaß gemacht haben… nicht, dass das hier langeweilig ist, aber….“  Sie hatten Spaß am „machen“, zusammen etwas erleben. Sie würde auch sehr gerne über die Konfirmation hinaus zusammenbleiben!

Auch über den Glauben haben manche ganz offen gesprochen. Zwar gibt es für sie nicht unbedingt den Gott, „von dem alle sprechen – aber ich glaub, das ist für jeden auch ein Stück anders definiert“ „Und ich hab auch gemerkt, dass  es schon sowas gibt wie Gott. Ich weiß nur nicht in welcher Form!“

 „Ich verbinde mit Glauben, mit Gott eher ne Hoffnung, und ich finde, das ist wichtig, eine Hoffnung zu haben wenn etwas Schlimmes passiert. Ich finde auch, dass das so eine Stütze ist, dass da jemand ist, dass man sich da hinwenden kann, wo man dann einfach seine Sorgen so rauslassen kann!“

(Dieser Bericht ist ein Ausschnitt aus einem früheren Gemeindebrief. Alle Foto-Rechte liegen bei der Gemeinde Alt-Krefeld. Fotos von Kindern dürfen nicht weiterverwendet werden!)

 

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